Humanitäre Hilfe leisten und dafür 25 Jahre in Haft?

Sara, Seán und Nassos arbeiteten als freiwillige Such- und Rettungshelfer*innen auf der Insel Lesbos. Die griechischen Behörden werfen ihnen, wie auch anderen humanitären Helfer*innen in Europa, nun schwere Verbrechen vor. Im Jahr 2018 verbrachten beide bereits 108 Tage in griechischer Untersuchungshaft und müssen nun mit 25 Jahren Gefängnis rechnen – der Gerichtstermin ist am 18. November 2021

Was haben die drei in Griechenland gemacht?

Sie haben für eine griechische NGO gearbeitet und geflüchteten Menschen humanitäre Hilfe geleistet. Die NGO hat, wie viele andere auch, grundlegende Hilfe für geflüchtete Menschen angeboten. Dazu zählte die medizinische Versorgung, Freizeit und Spielangebote für die geflüchteten Kinder vor Ort und die Hilfe für Menschen, die gerade erst an der Küste auf Lesbos ankamen. In diesem Zusammenhang hat sich die NGO mit den staatlichen Autoritäten abgestimmt. Die Festnahme 2018 kam aus dem Nichts. 

Unabhängige Rechtsexpert*innen sind zu dem Schluss gekommen, dass das, was Sara, Seán und Nassos getan haben, sowohl moralisch als auch rechtlich notwendig war. Laut Human Rights Watch bedeutet ihre strafrechtliche Verfolgung eine Kriminalisierung lebensrettender Maßnahmen, welche moralisch und rechtlich geboten sind. Es ist einfach: Humanitäre Hilfe ist kein Verbrechen. 

Im Jahr 2018 war unser Vereinsmitglied Kim für die gleiche griechische NGO tätig wie Sara und Seán. Als Sara und Seán verhaftet wurden, war Kim selbst vor Ort als Freiwilligen-Koordinatorin tätig. Auf unserer Internetseite findet ihr unseren Bericht von damals. Sara, Seán und Nassos sind für uns Verbündete. Wir verfolgen das gleiche Ziel: Ein solidarisches Europa, in dem Menschenrechte und Menschlichkeit vor politischem Interesse stehen. Es steckt unserer Meinung nach so viel Willkür und Ungerechtigkeit in diesem Fall, es hätte jeden von uns treffen können. Um es mit Saras Worten zu sagen.

„If helping others is a crime, we are all criminals.”

Was hier passiert ist die Kriminalisierung von humanitärer Arbeit – Hilfe, Solidarität und Menschlichkeit werden illegal. Seán sagt zu dieser gefährlichen Verschiebung:

„Humanitarian work isn’t criminal, nor is it heroic. Helping others should be absolutely normal.” 

Wir können da nur voll und ganz zustimmen! Wenn Menschen angeklagt werden, die die Menschenwürde in Europa verteidigen, dann geht es um uns alle. Aus diesem Grund solidarisieren wir uns mit Sara, Seán und Nassos und rufen alle dazu auf, dies ebenfalls zu tun. In diesem Prozess geht es nicht nur darum, ob drei Junge und engagierte Menschen für eine lange Zeit in Haft müssen. Es geht auch darum, ob wir alle zukünftig menschlich handeln und Menschenrechte verteidigen dürfen, so absurd das auch klingen mag.

Wir müssen nun dringend Aufmerksamkeit schaffen und uns solidarisch zeigen. Darum bitten wir euch: Teilt diesen und andere Beiträge zu dem Thema. Auch Spenden zur Unterstützung von Sara, Seán und Nassos werden dringend gebraucht und können über www.freehumanitarians.org abgegeben werden. 

Folgt @freehumanitarians auf Instagram und steht an der Seite von Sara, Seán und Nassos.

Mehr Infos: 

@freehumanitarians

https://www.freehumanitarians.org/

Human Rights Watch

https://www.hrw.org/news2018/11/05/greece-rescuers-sea-face-baseless-accusations

Amnesty International

https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2019-4/sarah-mardini-und-sean-binder

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One response to “Humanitäre Hilfe leisten und dafür 25 Jahre in Haft?”

  1. […] Menschen und Organisationen, die sich für die Rechte und die Würde von Geflüchteten engagieren, werden in Teilen Europas kriminalisiert. Engagierte werden von staatlichen Behörden diffamiert und schikaniert. Allein zwischen 2015 und Dezember 2019 wurden mindestens 60 Organisationen und 171 Individuen in 13 Mitgliedstaaten der EU aufgrund ihres Engagements für Geflüchtete strafrechtlich verfolgt. Betroffen sind verschiedene Akteure: NGOs, Aktivist*innen, Journalist*innen, Priester*innen oder Menschen, die sich privat für Geflüchtete einsetzen. […]

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