Das Alternative Ende – Paris Teil 1

Während unser Griechenland-Team fleißig bei Larissa mit anpackt, haben sich am Wochenende zwei weitere Freiwillige auf den Weg nach Paris gemacht. Während Griechenland für viele das Tor zu Europa ist, entpuppt sich die Hauptstadt Frankreichs als hoffnungslose Sackgasse.

Bis zu 2000 Menschen kommen zu Verteilungen und leben in Paris auf der Straße.
Bis zu 2000 Menschen kommen zu Verteilungen und leben in Paris auf der Straße.

Der Geruch von Urin beißt in der Nase. Von oben und der Seite dröhnen die Motoren und mischen ihre Abgase dazu. Je drei mobile Urinale und Dixi-Klos stehen in einer Ecke. Porte de la Chapelle. Die Metro-Station am nördlichen Innenstadtring von Paris mit dem aufgeblasenen Zelt als Notunterkunft am Straßenrand ist der Ort, an dem sich bis zu 2000 Flüchtende Menschen aufhalten. In Zelten, auf Matratzen, Isomatten, Kartonstücken oder nur dem bloßen Gehweg haben sie ihren Platz zum Schlafen, zum Leben. Mehrmals täglich kommen hier Freiwilligen-Organisationen vorbei, um die Menschen zu versorgen. Kaffee, Essen, Kleidung oder andere Hilfsgüter werden dann verteilt. Das ist auch unsere Aufgabe hier.

Eigentlich, so wurde uns von verschiedenen Seiten gesagt, sollte der Platz bereits vor drei Tagen geräumt werden. Auch die Stadt hält die Zustände offenbar erneut nicht für tragbar. Doch es gibt keinen Platz, die Menschen unterzubringen, selbst Turnhallen sind inzwischen voll belegt. Es gibt keine Lösung und keinen Plan. Seit Juni 2015 hat es im Stadtgebiet bereits nahezu 40 solcher Räumungen gegeben. Dabei sind es nicht nur Menschen, die in Frankreich untertauchen wollen, sondern zuflucht suchen. Selbst wer seine Papiere für seinen Asylantrag hat und auf eine Antwort der Asylbehörde wartet, muss die Zeit hier auf der Straße überbrücken.

Die Geschichten der einzelnen Menschen sind vielfältig, auf manche wollen wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer eingehen. Die Angst vor einem negativen Bescheid in anderen Ländern mit niedrigerer Anerkennungsquote; drohende Dublin-Rückführungen in andere EU-Länder wie Ungarn; das Wissen, dass hier Freiwillige wenigstens manche Grundbedürfnisse abdecken; der Wunsch es doch noch irgendwie nach Großbritannien zu schaffen. Das sind nur ein paar Gründe, weshalb sie hier in Paris landen. Für viele ist es eine Endstation. Ohne Chance, ohne Perspektive. Ein Zurück ist ebenso unmöglich. Die Vergangenheit, die Herkunft, die zustände im Heimatland sind der größte Ballast. Und so werden in einer der größten Stadte Europas Zustände normal, die nie normal sein dürften. Egal wo auf dieser Welt.

Auch bei der Ausgabe der Hygiene-Produkte war die Schlange lang.

Was wir – alle Organisationen – mit unserer Unterstützung hier leisten können, ist weit entfernt davon, ein selbstbestimmtes Leben oder gar eines in Würde zu ermöglichen. Doch ohne diese Präsenz wäre die Situation wahrscheinlich noch schlimmer. Wir sind am Sonntagabend angekommen, haben uns heute einen Überblick über die Lage verschafft und mit unseren Kontakten getroffen. Im Gepäck haben wir neben Kleidung hauptsächlich Hygieneprodukte mitgebacht: Hautschutz-Cremé und Seife. Mehrere Hundert Stück haben wir bereits in der Nacht verteilt – tagsüber wäre der Andrang für uns nicht stemmbar. Da es mobile Wasserstellen gibt, können sich die Menschen so waschen und reinigen, mit der Hautschutzcreme gegen eine Überstrapazierung der Haut in diesen hygienisch schlimmen Zuständen wenigstens etwas schützen. Zusätzlich haben wir in einem Lager hier zahlreiche Decken geladen und verteilt – die Nächte hier werden langsam kälter. Der Herbst ist nicht mehr weit…

An abgelegeneren Orten haben wir die Decken zu den schlafenden Menschen gebracht.
An abgelegeneren Orten haben wir die Decken zu den schlafenden Menschen gebracht.

An dieser Stelle möchten wir uns bei einigen Spendern bedanken. In den kommenden Tagen werden wir einige Schuhe verteilen, die wir bei einer Spendenaktion der Berufsbildenden Schulen Diepholz erhalten haben. Von der Kosmetik-Firma Schmees in Twistringen bekamen wir Hygieneprodukte. Hinzu kommen mehrere Privatpersonen als Unterstützer, durch die wir unter anderem den Transporter geliehen und weitere Spenden bekommen haben und so die Aktion durchführen konnten.

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