Paris… seit letztem Oktober waren wir nun zum dritten Mal dort, verbessert hat sich hier aber kaum etwas.
Leider ist Paris nicht der einzige Ort, an dem viel falsch läuft. Uns wurde das besonders deutlich, als wir Corlos (sein Spitzname) kennengelernt haben. Ihn möchten wir euch gerne vorstellen, bevor wir von unserem Tag berichten. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden, ein Bild von ihm zu veröffentlichen. Corlos kommt aus Afghanistan und spricht fließend deutsch. Er hat zwei Jahre in Ingolstadt gelebt, Sprachkurse besucht, Praktika absolviert, hatte einen Ausbildungsplatz in Aussicht – und dann wurde sein Asylantrag abgelehnt. Corlos musste Deutschland verlassen oder wäre abgeschoben worden. Die Region aus der er stammt, sei nach Ansicht der deutschen Behörden sicher gewesen. Mehrere Menschen, insbesondere aus Afghanistan, mit denen wir hier in Frankreich geredet haben, berichteten uns von ihrem ähnlichen Schicksal. Corlos entschied deshalb, nach Paris zu gehen und in Frankreich Asyl zu suchen. Nach Afghanistan, sagt er, kann er nicht zurück. “Problem ist Problem”, da spiele die Region eines Krisenlandes keine Rolle. Seit drei Wochen schläft er nun auf der Straße und hat gehofft, heute ins Camp zu können. Ob er es geschafft hat, wissen wir noch nicht, warten aber noch gespannt auf die Antwort.
In Paris angekommen, haben wir zuerst der Familie die Spenden für ihr Baby gebracht und danach Paris Refugee Ground Support die Schlafsäcke aus Calais gebracht. Danach wollten wir uns mit einer Freiwilligen aus Paris für die Verteilung der restlichen Spenden beim Camp La Chapelle treffen. Die Kapazitäten hier sind deutlich geringer als Nachfrage, weshalb die Menschen die Nächte vor dem Eingang schlafen, um am nächsten Tag einen warmen Platz haben.
Etwa 300 Menschen schliefen dort die letzten Tage und Wochen auch unter einer Brücke. Mit Baustellen-Absperrungen und Decken haben sie sich provisorische Schlafplätze gebaut, um vor Wind, Nässe und Kälte wenigstens halbwegs geschützt zu sein. Als wir dort ankamen, stand jedoch schon die Polizei dort und hat den Platz geräumt. Zum Glück lief alles friedlich ab, einige sind gegangen, andere sind mit Bussen in nahegelegene CAOs gebracht, sagte uns die Polizei. “Die Zustände hier sind zehnmal schlimmer als in meinem Heimatland. Nur wenn ich dorthin zurückgehe, sterbe ich”, sagte uns ein aus Somalia stammender Mann.
Wir haben zuerst die zurückgelassenen Decken und Schlafsäcke eingesammelt, sortiert und in ein Lager gebracht, damit die in den nächsten Tagen und Wochen wieder verteilt werden können. Es war mehr als eine komplette Transporterladung, die wir so zusammenbekommen haben.
Als wir damit fertig waren, sind wir zu einem anderen Ort in Paris gefahren, an dem noch mehrere Menschen schutzlos dem Wetter ausgesetzt sind. Wir vor La Chapelle schlafen sie hier zwischen Absperrgittern, eingehüllt in Massen von Decken und Schlafsäcken. Wir haben sie mit neuen Kleidern und noch mehr Decken und Schlafsäcken ausgestattet, damit sie dem Wetter nicht ganz so ausgeliefert sind. Da wir noch Spenden übrig hatten, sind wir noch einmal zum La Chapelle Camp gefahren, um hier die restlichen Spenden zu verteilen.
Heute morgen um sechs Uhr sind wir wieder in Calais angekommen und haben nach ein paar Stunden Schlaf wieder im Warehouse mit angepackt, Spenden sortiert und den Wagen für die Nacht-Verteilung für die Minderjährigen hier in Calais gepackt. Die Freiwilligen sprechen davon, dass sich inzwischen etwa 160 Jugendliche in Calais aufhalten – täglich werden es mehr. Wir brechen deshalb gleich zur Verteilung auf, bevor für uns morgen der letzte Tag beginnt…
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