Bereits am Mittwoch hat das Gerücht in Paris die Runde gemacht: Heute morgen wurde das Zeltcamp in Porte de la Chapelle evakuiert.
Gegen 5.00 Uhr gestern morgen sperrte die Polizei den Straßenzug ab. Fast 2500 Menschen wurden in den darauffolgenden Stunden zu den Bussen begleitet und in Ankunfts- und Orientierungszentren (CAO) gebracht. Zu unserer großen Erleichterung lief alles friedlich ab, Zwischenfälle haben wir nicht beobachtet. Von anderen Freiwilligen wurde uns auch gesagt, dass vorherige Evakuierungen teils deutlich chaotischer abliefen. Inzwischen scheint die Polizei hier Übung zu haben.
An sich war die Evakuierung eine gute Nachricht: Die Menschen müssen nicht länger auf der Straße übernachten und sind entsprechend vor dem seit gestern stärker werdenden Regen geschützt. Die Qualität der CAOs ist zwar teilweise sehr unterschiedlich, so dass manche schon bald wieder gehen werden und andere Unterkünfte werden wohl schließen. Auch weil sie nicht genau wussten, wie es weitergeht, waren viele nervös und haben vorher nicht geschlafen. Dennoch haben nun alle die Möglichkeit, sich zu registrieren und Asyl zu beantragen. Der nächste Schritt im System. (Wer das nicht wollte oder Angst vor einer Dublin-Rückführung hatte, hat die Gegend bereits vorher verlassen.)
Der Haken
Wie eben angedeutet, ist jedoch zu befürchten – und anzunehmen –, dass die Leere am Porte de la Chapelle nur von kurzer Dauer sein wird. Das hat die Vergangenheit gezeigt. Zum einen kommen nach wie vor Menschen neu in Paris an; das erste Gespräch “ich bin gerade angekommen und möchte Asyl suchen” hatten wir bereits. Dazu kommen die, die nicht länger in einem CAO bleiben möchten und offenbar schließen manche nach kurzer Zeit auch wieder. Pariser Medien berichten zwar, dass auf einem Uni-Gelände Zelte aufgebaut wurden. Allerdings haben diese nur Kapazitäten für 500 Menschen, was allein bei dieser Evakuierung bei Weitem zu wenig ist.
Gestern Abend waren schon wieder die Ersten, überwiegend Minderjährige, vor dem Camp und haben auf Einlass gewartet.
Durch die bevorstehende Räumung hat es sich für uns am Vorabend nicht gelohnt, hier noch groß zu verteilen. Daher haben wir uns mit anderen Freiwilligen vernetzt und weitere Gespräche mit den Flüchtenden geführt. Das Vaseline hier ist in den letzten Tagen der Renner geworden, haben uns die ehrenamtlichen Krankenschwestern erzählt. Sie wurden sogar mehrfach von den Menschen angesprochen, ob sie nicht noch weitere Dosen verteilen können. Daher haben wir ihnen unsere Vorräte übergeben, die noch für einige Tage reichen sollten.
Bei Danika, Heather und Kelvin, unseren Kontaktpersonen in Paris, legen sich jedoch schon wieder die nächsten Sorgenfalten in die Stirn. Wenn der Evakuierungs-Kreislauf so weitergeht, werden im Herbst und Winter hier zahlreiche Menschen bei bitterer Kälte ausharren. Der Regen war da nur eine Lapalie, um die man sich keine großen Gedanken machen muss, sagte Danika. Aus diesem Grund bereiten sich die Gruppen hier inzwischen darauf vor, Winterfeste Spenden zu sammeln. Dazu zählen:
- Winterjacken und Pullover (hauptsächlich für Herren bis Größe L)
- Zelte
- Schlafsäcke
- Isomatten
- Decken
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