Das der Fußball Familien-Tag war aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Im LM Village, wo wir nun sind, trügt der erste Eindruck jedoch.
Ein großer Tag
So viel Ausgelassenheit unter den Flüchtenden haben wir in Griechenland selten erlebt. Mehrere Hundert, wenn nicht sogar mehr als Tausend Menschen, sind in die beiden angemieteten Hallen der Helexpo gekommen, um sich den Fußball Familien-Tag und später den El Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona angesehen. Organisiert wurde diese Großveranstaltung von InterVolve und dem Open Cultural Center (OCC), denen wir uns dieses Mal angeschlossen haben. Auch einige Griechen haben vorbeigeschaut und sich einen Eindruck vom Geschehen gemacht.
Vorab haben wir beim Organisieren der Zelte, unter anderem für einen Woman’s Space und einen Rest Room, geholfen. Beim Fest selbst haben wir die Painting Wall gemeinsam mit der spanischen Illustratorin Maria Corte betreut. Eingangs dachten wir noch, dass vor allem Kinder und jüngere Frauen den Pinsel in die Hand nehmen würden. Doch wir wurden eines Besseren gelehrt: Auch zahlreiche Männer, junge wie alte, freuten sich, für dieses Kunstwerk Ihren Beitrag beizusteuern. So entstand schließlich ein farbenfrohes, teils wildes, teils sehr strukturiertes Gemälde. Da eine Kamera den ganzen Prozess gefilmt hat, können wir euch hoffentlich auch bald ein Zeitraffer-Video.
Eine weitere Aufgabe für uns war, uns um die Dokumentation des Tages zu kümmern. Entsprechend können wir euch auch bald eine umfangreiche Dokumentation präsentieren. Schon morgens und auch abends haben wir den Transfer zweier Familien, die entlegener wohnen, zu den Shuttle-Bussen verantwortet. Außerdem betreuten wir die Kickertische, halfen bei Workshops sowie beim Auf- und Abbau der Veranstaltung. Insgesamt war es ein langer, fast 16-Stunden-Tag. Aber am Ende hat es sich mit Sicherheit für alle gelohnt. Ein besonderes Highlight für viele war, dass mit Carlos Puyol ein ehemaliger Profi-Fußballer und der Ligapräsident der spanischen Liga vor Ort waren. Und auch bei der Übertragung des Fußballspiels herrschte beste Stimmung. Im arabischen Raum interessieren sich viele für eine der beiden Mannschaften.
[ngg_images source=”galleries” container_ids=”6″ exclusions=”118″ sortorder=”117,109,111,107,114,113,112,115,116,118″ ajax_pagination=”1″ template=”default” order_by=”sortorder” order_direction=”ASC” returns=”included” maximum_entity_count=”500″ display_type=”photocrati-nextgen_basic_imagebrowser”]
Der Haken am Paradies
Weiter ging es für uns am Montagmorgen. Im Warehouse von Refugee Support Greece (RSG) in Alexandreia haben wir einige Güter aufgeladen. Neben Nahrungsmitteln, vor allem Konservendosen und Sonnenblumenöl, transportierten wir außerdem ein Regalsystem ins LM Village. Hierbei handelt es sich um ein ehemaliges Ferienressort (Hintergrund: Bericht Deutsche Welle), das seit rund sieben Jahren nicht mehr genutzt wurde. Vor einem Jahr kamen etwa 400 Menschen. Wie uns erzählt wurde, zogen sich jedoch alle größeren Organisationen zurück, als sich die Zahl auf etwa 200 – 37 Familien – reduzierte. Seitdem sind die Menschen weitgehend auf sich alleine gestellt. Freiwillige unterrichten regelmäßig Englisch und Griechisch, das war es dann aber auch schon weitgehend. Ende diesen Monats wird die Nahrungsmittelverteilung eingestellt. Weil dem Bezirk das Geld fehlt, offenbar weil EU-Programme auslaufen. RSG kam selbst erst einen Tag vor uns an, weil sie von dieser misslichen Lage erfahren haben. Der nächste Supermarkt ist rund sechs Kilometer vom Camp entfernt, ebenso sieht es mit nahezu jeglicher anderer Versorung aus. Oberste Priorität hat daher, die Nahrungsmittelversorgung auch weiterhin sicherzustellen. Aus diesem Grund soll in den kommenden Tagen ein Kiosk in dem Camp aufgebaut werden, in dem die Menschen nach einem Punktesystem wie in einem Supermarkt einkaufen gehen können. RSG plant erfahrungsgemäß, dass eine solche Zahl von Menschen mit etwa 900 Euro pro Woche versorgt werden kann. Hier werden wir uns wahrscheinlich auch erst einmal mit den Geldern beteiligen, die wir über die Intitiative “Bremen hilft Griechenland” erhalten haben. Aber auch der Shop selbst muss noch in einem der leer stehenden Gebäude aufgebaut werden, woran wir tatkräftig mitwirken werden.
[ngg_images source=”galleries” container_ids=”7″ sortorder=”121,120,119,123,125,124,126″ ajax_pagination=”1″ template=”default” order_by=”sortorder” order_direction=”ASC” returns=”included” maximum_entity_count=”500″ display_type=”photocrati-nextgen_basic_imagebrowser”]Als alte Ferienanlage bietet das Gelände selbst tolle Strukturen, um langfristig ein Leben in Würde zu ermöglichen. Eine Familie berichtete uns, dass sie eigentlich am 19. März 2016 auf einer der ägaischen Inseln ankam. Weil die Behörden aber den 20. März eintrugen, dem Tag des Inkrafttretens des Türkei-Deals, dürfen sie sich nicht mehr auf das Programm für Relocation bewerben. Inzwischen hat sie Asyl in Griechenland erhalten, ist seit drei Monaten im LM Village, und wird wohl auch noch längere Zeit hier bleiben. RSG plant, hier sinnvolle und gute Strukturen aufzubauen, um eben dieses Leben in Würde zu ermöglichen. Denn eine schöne Lage macht noch lange kein schönes Leben. In den Gesprächen haben schon einige Ideen die Runde gemacht, die eben das bewirken könnten. Wir sind zuversichtlich, dass sich unser Engangement hier auch in Zukunft fortsetzen wird.
Leave a Reply