Hanife ist die Älteste von fünf Geschwistern, sie lebt in Witten, ist im Wittener Marinenhospital geboren, ihr Abitur macht sie gerade am Berufskolleg in Witten. Das türkische Abitur hat sie schon in der Tasche, spontan macht sie jetzt auch noch das deutsche Abitur. Zwei Prüfungen sind dafür schon bestanden, zwei fehlen noch. Danach plant sie ein Psychologiestudium. Die Frage woran es liegt, dass Menschen sich so verhalten wie sie sich verhalten beschäftig Hanife vor allem seit ihrem Auslandsaufenthalt in der Türkei, in dem sie eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht hat. Schwerpunkt: frühkindliche Erziehung. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen findet Hanife besonders spannend. Im Bildungszentrum in Dortmund unterrichtet sie ehrenamtlich. Ihre Interessen sind vielseitig: Theater, Poetryslam, Auftritte, eine große Familie – Hanife hat viel zu tun; für das nach dem Ramadan Monat folgende Fest zum Fastenbrechen verpackt Hanife gerade Geschenke für ihre Geschwister, als wir telefonieren.
Auf die Nähkurse bei nouranour ist Hanife spontan gestoßen. Über das Berufskolleg. Das erste was sie sich selbst genäht hat war ein Rock. „Da war ich richtig stolz!“. Hanife ist aber nicht nur Teilnehmerin, sondern gestaltet aktiv mit und bringt sich, ihre Kultur, Sprache und ihr Wissen gerne ein. Zum Beispiel bei der Namensgebung. Hanife erinnert sich, dass ein Name gesucht wurde, der alles verbindet. Verschiedene Kulturen, Religionen, Sprachen, die Einzelne mit der Gemeinschaft und Stoffe beim Nähen. Nour bedeutet Licht. Licht ist wegweißend. Es macht Farben sichtbar und hat in jeder Religion Bedeutung. Licht ist für uns alle gleichermaßen wichtig, um uns gegenseitig und uns selbst zu sehen. Nour ist außerdem ein weiblicher Name, manchmal auch ein Namensanhang für Männer. Das passt.
Denn auch beim Nähen, geht es für Hanife um das Verbindende. In einer Umgebung nur für Frauen, können sich verschiedene Kulturen und Religion verbinden, auch durch die Kleidung. Das ist vor allem deshalb so spannend, weil Kleidung Menschen und Kulturen oft eher unterscheidet. Aber könnte man nicht auch Kleidungsstücke entwerfen, die verbinden? Oft gibt es Vorlieben, was die eine Frau auch aus kulturellen Gründen tragen würde, würde die andere eher nicht tragen. Aber vielleicht finden beide Frauen ein ähnliches Muster schön. Daraus kann man einen langen Rock machen, oder einen kurzen, oder ein Oberteil, oder einen Schal. Und schon haben beide ein Kleidungsstück, dass sie verbindet. Bei nouranour ist Hanifes Input aus Sicht der türkischen Community in Witten oft gefragt. Würden die Frauen in deinem Umfeld einen Kimono tragen? Wie sieht eigentlich dieses Tuch aus, das Frauen unter den Kopftüchern tragen? Die muslimische Gemeinschaft ist sehr divers und Kleidung etwas persönliches und sehr individuelles, hält Hanife fest, trotzdem ist es spannend, dass es kulturelle Unterschiede gibt. Hanife findet es auch wichtig, dass nouranour sich für Nachhaltigkeit einsetzt und Biostoffe verwendet. Kulturell spielen diese Faktoren in einem großen Teil von Hanifes Umfeld eher keine große Rolle. Es wäre aber schön, wenn es auch dort ankäme, findet Hanife.
Eine besondere Erinnerung war für Hanife ein gemeinsames Raclette-Essen, da hat sie alle erst richtig kennengelernt. Raclette, kannte Hanife gar nicht. Jede konnte was mitbringen, dann wurde alles zusammen zubereitet und jede konnte sich in einem kleinen Pfännchen selbst das zusammen mischen, dass sie am liebsten mag. Ein gemeinsames, individuelles essen. Irgendwie passend.
Das nouranour bis schon so weit gekommen ist, das findet Hanife super. Einfach mal machen, das passt zu nouranour genauso gut wie zu Hanife. Es stehen zwar noch große Pläne und viele Ideen aus, aber wer hätte gedacht, dass wir so weit kommen?
Vielen Dank für dein Engagement und deine Menschenliebe, Hanife!
Foto: Melannie Alexandra Hoessel
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