Der Shop ist eröffnet! Die ersten Familien konnten sich bereits versorgen und haben unser Angebot gerne wahrgenommen. In der Zwischenzeit haben wir schon weitergeplant.
Für uns alle war dieser Tag ein großer. Voller Vorfreude und etwas nervös haben wir mit Refugee Support Greece den Shop morgens fertig eingerichtet. Neben dem Einsortieren der Waren galt es, Preisschilder zu gestalten und unsere Kasse vorzubereiten. Letztere ist ein Excel-Formular, in dem das Guthaben sowie die gekauften Waren eingetragen werden. Das hat zwei Vorteile: Zum einen ergibt sich dadurch ein Überblick, wer und wie viele Menschen im LM-Village leben. Zum anderen wird so schnell ersichtlich, welche Produkte besonders oder wenig gefragt sind. So lassen sich die Einkäufe effektiver gestalten und der Shop selbst leichter planen.
Das Feedback der Bewohner war überwiegend positiv. Da uns Übersetzer halfen, das System zu erklären, verstanden es auch alle auf Anhieb. Jedem war ersichtlich, wie viele Punkte pro Woche und nach welchem Maßstab vergeben werden. Diskussionen um das Verfahren selbst hat es daher nicht gegeben. Selbstverständlich kann im Shop nicht alles, aber doch das Wichtigste für den täglichen Bedarf angeboten werden. Ein Alleinstehender Erwachsener mit 100 Punkten hat ebenso wenig wie die Großfamilie mit 500 Punkten nicht die Möglichkeit, sich mit allem einzudecken. Aber zumindest ein Teilbedarf wird dem Shop aufgefangen, zumal so lange Wege erspart bleiben. Hinzu kommt, dass die Punkte jede Woche wieder verfügbar sind. Dadurch ist beim ersten Einkauf vielleicht noch nicht alles gewünschte im Korb, eine Packung Zucker oder Salz bleibt beim nächsten Mal aber wahrscheinlich erspart und kann entsprechend durch andere Produkte ersetzt werden. RSG berichtete uns, dass in anderen von ihnen betreuten Camps, die Menschen aus den Wohnngen wieder zurück ins Camp kamen, weil mit der staatlichen Unterstützung in der Wohnung der Alltag nicht zu bestreiten war.
Am ersten Tag haben die Bewohner von 14 Häusern ihren Einkauf im Shop tätigen können. Die übrigen dürfen am Freitag und Samstag ran. Zum Start hat alles etwas länger gedauert, da wir zunächst die Daten der Familien aufnehmen mussten. Nur so lässt sich ermitteln, wie viele Punkte sie im Shop zur Verfügung haben. Der Einkauf wird in Zukunft aber deutlich schneller gehen, weil eben die Registrierung wegfällt. Die Punkte der Familien stehen nun auf ihren Einkaufstüten, außerdem sind sie in dem Excel-Blatt hinterlegt. In den kommenden Wochen möchte RSG auch frisches Obst und Gemüse anbieten, wofür wir 500 Euro als Unterstützung zugesagt haben. Auch arabisches Brot soll nach dem nächsten Einkauf in den Regalen auftauchen. Eine Probepackung, die wir aus der Metro mitgebracht haben, stieß auf regen Anklang. Nun versucht RSG noch, einen guten Händler zu finden. Denn mit 1,29 Euro für 500 Gramm schlägt das Brot doch gut ins Geld und ist an anderer Stelle womöglich erschwinglicher.
Während unserer Mittagspause heute stießen wir auch gleich die nächsten Projekte an, die nach unserer Abreise am Freitag ins Rollen gebracht werden. Für knapp 125 Euro kauften wir Garten-Werkzeuge. Ein allein agierender Freiwilliger hat bereits auf einer Rasenfläche ein Gartenprojekt initiiert, damit sich die Bewohner im Camp selbst versorgen können. Eventuell werden wir dieses Projekt auch weiter unterstützen. Darüber hinaus wollen wir den Menschen ermöglichen, in den Vorgärten der ehemaligen Ferienhäuser selbst pflanzen anzubauen. Aus diesem Grund wird RSG die Werkzeuge für die Gemeinschaft verwalten und den Bewohnern auf Leihbasis kostenfrei zur Verfügung stellen. Hierfür wird eine extra Liste erstellt, in der sich die Menschen für die verschiedenen Werkzeuge eintragen und sie für maximal einen Tag ausleihen können. Um Diebstahl zu vermeiden, müssen die Werkzeuge abends wieder zurückgebracht werden, können aber entsprechend morgens wieder abgeholt werden. Eine Leihe ist nur möglich, wenn alle Utensilien wieder zurückgebracht wurden. Pflanzensamen sollen künftig ebenfalls für geringe Punktpreise im Shop erhältlich sein, damit die Menschen ihr Guthaben langfristig für andere Güter ausgeben und selbst aktiv sein können.
Für weitere rund 70 Euro kauften wir einen Basketball, zwei Volleybälle und zwei Luftpumpen. RSG wird aus dem Warehouse mit dem nächsten Transport auch Fußbälle mitbringen, sodass die bereits vorhandenen Plätze (abgesehen von den Tennis-Courts) für Aktivitäten auch genutzt werden. Zwar haben die Bewohner vereinzelt bereits Materialien hierfür, durch unsere Investition wird es aber – wie bei den Gartenwerkzeugen auch – jedem möglich sein, sich die Bälle auszuleihen und so die vorhandenen Räume aktiv zu nutzen. Wir hoffen, dass wir damit unseren Teil dazu beitragen, das Leben der Menschen im LM-Village auch langfristig angenehmer zu gestalten.
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