Es werden weiterhin systematisch die Menschenrechte von Menschen, die in Europa Schutz suchen, verletzt. Eine Frage, die wir uns seit Beginn unserer Arbeit im Jahr 2015 stellen, ist, wie wir möglichst sinnvoll unterstützen können. Das ist nicht immer einfach. Wir sind intern in einem konstanten Prozess zum Für und Wider von Begrifflichkeiten, Perspektiven, unserer eigenen Haltung.
Nach dem Besuch eines Seminars von Mohamed Amjahid und der Lektüre seines neuen Buches „Der Weisse Fleck – eine Anleitung zu antirassistischem Denken“, fragen wir uns nun noch mehr: Was macht gute Verbündete aus? Wie können wir in unserer Arbeit antirassistisch handeln? Spoiler: Wir haben keine abschließende Antwort. Außer, dass es ziemlich sicher ein langer Prozess ist. Dennoch haben wir Tipps und Inspiration bekommen, die wir mit euch teilen wollen.
Was können wir tun?
- Informieren
Wir können uns über die Situation an den Außengrenzen und hier vor Ort informieren. Wir können uns Argumente aneignen und mit anderen darüber diskutieren. Wir können Demonstrationen besuchen oder Vorträge. Oder selbst unsere Meinung äußern, etwas posten oder reposten – gerade Inhalte, die Menschen mit Fluchterfahrung selbst teilen.
- Strukturen stärken & unterstützen
Wir können NGOs, Initiativen und Projekte unterstützen, die sich für geflüchtete Menschen einsetzen. Wenn du geflüchtete Menschen direkt unterstützen willst, dann frag vorher, ob deine Unterstützung gewollt ist. Ziel ist eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen allen Menschen. Raum für offenen Austausch ist dafür essenziell.
- Next Generation
Wir können mit Kindern und Jugendlichen darüber sprechen, was Flucht bedeutet. Dafür ist zum Beispiel das Kinderbuch „Mein Freund“ sehr zu empfehlen. Es geht nicht darum, Kinder mit der Grausamkeit der Welt zu konfrontieren, sondern darum, ihre Achtsamkeit und ihr Mitgefühl für Mitschüler*innen, Freunde und andere Kinder ganz allgemein zu stärken.
- Chancen ermöglichen
Wenn du Geflüchteten Chancen ermöglichen kannst, tu es. Du hast eine Wohnung zu vergeben, bist Teil des Auswahlprozesses für eine zu besetzende Stelle, kannst ein Praktikum ermöglichen, ein Stipendium vergeben. Ermögliche diese Chance, auch wenn der Lebenslauf Lücken hat. Für viele Geflüchtete ist dies nicht nur eine berufliche Chance, es kann eine Bleibeperspektive sein.
- Privilegien checken
Menschen, die ihre Heimat verlassen, haben gute Gründe dafür. Es ist ein Privileg, deine Heimat nicht verlassen zu müssen. Mit diesem Privileg ist viel verbunden: Sich frei in Europa und auf der Welt bewegen, eine gesicherte Lebensgrundlage, arbeiten, studieren, zur Schule gehen, Freunde und Familie sehen, wann immer man will. Dieses Recht sollte jeder*m zustehen – das ist aber nicht die Realität.
- Antirassistischer werden
Wir können versuchen antirassistischer zu werden und uns über das Thema Rassismus informieren. Es gibt inzwischen viel Literatur und Information. Dabei können wir selbstkritisch eigene Denkmuster und unsere eigene Sprache und Handlungen hinterfragen. Am liebsten in einem offenen und gemeinsamen Diskurs, in dem zum Glück inzwischen viele mitdiskutieren.
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