Heute lernt ihr Sabine kennen, die schon seit längerem bei nouranour dabei ist. Die letzten Monate war Sabine auch in der Wittener Projektfabrik vor Ort, schon vorher hat sie fleißig mitgenäht. Sie bezeichnet sich selbst als Nähanfängerin, hat dann aber offensichtlich Talent. Mit Stoffen und der Frage wer ihre Kleidung produziert und herstellt beschäftigt sich Sabine schon länger. Sie findet es verrückt, wie viele Klamotten wir wegschmeißen und wie viel Neues wir kaufen und deshalb hat sie sich entschieden, das zu ändern. Alte Kleidung kann man doch umzufunktionieren. Kinderhosen aus Herrenhemden nähen, schöne alte Stoffe in eine neue Form bringen. Nur weil ein Schnitt nicht mehr modern ist, muss man das Kleidungsstück ja nicht gleich aufgeben. Viele der Masken, die einige vielleicht sogar zu Hause haben, sind aus ausgemusterter Bettwäsche entstanden. Der Begriff für das Wiederverwenden von Klamotten oder anderem Material in einer anderen Form lautet Upcycling.
Viel in Bezug auf Nachhaltigkeit und Upcycling hat Sabine sich auch von ihrer Tochter abgeguckt. Beide leben momentan in Witten und sind in der Projektfabrik aktiv. Upcycling verknüpft ihre Familie auf eine wunderbare Weise. So kommt Sabine durch ihre Tochter auf Upcycling und näht dann aus einer geblümten Tischdecke, die bei ihrer Mutter früher immer dann rausgeholt wurde, wenn sich Besuch angekündigt hatte, Mund-Nasen Masken. Darüber freut sich ihre Mutter sehr und stellte auch direkt noch mehr aussortierte Bettwäsche zur Verfügung. Stoffe, die es in der Form heute kaum noch gibt. Menschen freuen sich, wenn sie Dinge in anderer Form wiederverwenden können, die ihnen wichtig und mit denen Erinnerungen verknüpft sind. Besondere Stücke können so in anderer Form lange erhalten bleiben. Diesen Effekt plant Sabine auch noch für andere Menschen herzustellen. Ein altes Lieblingsstück einer Freundin, ein langer Leinenrock, den sie so nicht mehr tragen würde, wird jetzt ein Oberteil.
Upcycling hat auch gesellschaftliche Relevanz. Die Ausbeutung von Menschen bei der Produktion von Kleidung möchte Sabine nicht unterstützen, viele wollen das nicht. Sabine geht aber auch den konsequenten nächsten Schritt und kauft Klamotten anders ein. Der Flohmarkt sei ohnehin überschwemmt mit schönen alten Klamotten. Manche muss man vielleicht noch ändern oder anpassen, aber der Zweck ist den höheren Aufwand definitiv wert. Und man hat dann auch was Eigenes. Wenn man nicht so viel Talent zum Nähen hat wie Sabine, dann gibt es inzwischen auch viele schöne und nachhaltige Marken, die den Klamottenmarkt ändern werden.
Sabines Euphorie ist beneidenswert. Es ist ihr sehr wichtig hinter dem was sie tut auch voll stehen zu können. Auch dann, wenn es bedeutet Dinge eben nicht zu tun oder einen anderen unkonventionellen Weg zu finden. Sabine engagiert sich auch noch bei anderen Projekten, Nachhaltigkeit ist ein verbindendes Thema. Ehrenamtliche Arbeit ist ihr wichtig und auch für ihre Rente plant sie sinnvoll tätig zu bleiben.
Bei nouranour lernt Sabine viel Neues über Menschen aus anderen Kulturen und über Interkulturelle Mode. Was das genau ist, darüber berichten wir noch. Neues zu lernen, neue Impulse und Ideen zu kriegen, das wünscht sich Sabine auch für die Zukunft. Die Sprachbarriere, die dabei manchmal existiert, ist auch nur ein kleines Hindernis, das man gemeinsam überwinden kann. Als Mitbegründerin des Frauenzentrums in Witten setzt Sabine sich schon lange für Frauen ein. nouranour bietet Frauen einen geschützten Raum, der wichtig ist. Trotzdem findet Sabine könnten langfristig auch Männer aktiv einbezogen werden.
Vielen Dank für dein Engagement und deinen Enthusiasmus!
Foto: Melannie Alexandra Hoessel
Leave a Reply