Julia studiert den Masterstudiengang Ethik und Organisation in Witten, ist Vorsitzende bei SoS sowie treibende Kraft und Gründerin von nouranour. Julia hat eine zweijährige Tochter und bewegt sich zwischen Business-Pitch und Wickeltisch. Sie versteht Unternehmertum nicht nur ökonomisch, sondern auch sozialverantwortlich. Das heißt: Unternehmen sollen künftig Raum für Pluralität und Selbstentfaltung bieten – etwas, was nouranour schon heute vorzuleben versucht.
Herausforderungen im Alltag sind für Julia selbstverständlich. Die eigene Zeit muss organisiert werden, das Schwierigste sei es, so Julia, sich wirklich einmal hinzusetzen oder spazieren zu gehen und über etwas tiefer nachdenken zu können. Das sei aber dringend notwendig – in einen solchen Gedankenprozess kommt sie dann eben manchmal nur nachts. Mit allem, was bei nouranour passiert, hat Julia viel auf dem Tisch. Mit einer unerschütterlichen Ruhe arbeitet sie eine Aufgabe nach der anderen ab, erst mal das Wichtigste, dann das Nächste, zwischendurch mal wieder den Kopf freimachen, dann unser Gespräch, danach der nächste Punkt. Julia ist eine Macherin, sie bleibt in Bewegung und treibt das Projekt auf diese Weise voran. Im Gespräch und in der Arbeit mit ihr sind es ihre Tatkraft und ihre Ideenvielfalt, die sofort auffallen. Julia denkt nicht in festen Schemen, ihre Gedanken bewegen sich frei und regen dazu an, nicht zu fragen, was ist, sondern was sein könnte und vielleicht auch sein sollte.
Julia hat nouranour mit auf den Weg gebracht. Sie hat die Flüchtlingsinitiative, aus der heraus nouranour entstanden ist, mitgegründet. Letztes Jahr kam ein Punkt, an dem nicht mehr ausreichend finanzielle Mittel vorhanden waren und sich die Frage stellte: Wie geht es weiter? Irgendjemand musste das Heft in die Hand nehmen – und Julia war eine dieser Personen. Es bestand der Wunsch nach weiteren Nähkursen seitens der Geflüchteten, hinzu kam die Idee, sich mit interkultureller Mode zu beschäftigen.
Julia näht gerne selbst, kommt aber selten dazu. Mit dem Gedanken, Textildesign zu studieren, hat sie nicht nur gespielt – sie war bereits für das Studium angenommen. Ein Studium in Witten reizte sie dann aber doch mehr. Dennoch hat das Thema sie offensichtlich nie ganz losgelassen: Struktur, Material, Gewebe – all das interessiert Julia immer noch. Die handwerkliche Seite allein reicht ihr allerdings nicht, denn Neues entsteht für Julia aus dem Geist. Mode ist politisch, Kunst sowieso und darum stand für sie zunächst ein geisteswissenschaftliches Studium an. In Zürich begann sie mit Wirtschaftswissenschaften, aber auch hier fehlte ihr die Flexibilität im Denken. Sie wechselte nach Witten und studierte Philosophie, Politik und Wirtschaft. Klassische Wirtschaftswissenschaften zu studieren hilft, die Welt besser zu verstehen – aber es reicht, nicht um Neues entstehen zu lassen. Doch genau darum geht es Julia: Neues entstehen zu lassen.
Flucht und Migration beschäftigen Julia seit 2014. Als ihr bewusst wurde, dass viele geflüchtete Menschen nach Deutschland kommen werden, dass weltweit Millionen Menschen auf der Flucht sind, war für sie klar, dass etwas getan werden muss. 2015 war sie dann in Marokko und traf Menschen, die den schwierigen Weg nach Europa auf sich nehmen, um ihr Leben wieder sicher, freier und selbstbestimmter leben zu können.
Menschen spielen für Julia letztlich die entscheidende Rolle. Sie möchte möglichst nicht abstrakt, sondern konkret mit Menschen arbeiten. Bei nouranour ist sie auch, weil sie glaubt, dass sie hier am meisten für die Gesellschaft erreichen kann, dass sie hier am besten ihre Stärken einbringen kann. Es sei wunderbar, dass es überall so viele großartige Menschen gibt, die Dinge besser könnten als sie – das gibt Julia Raum, sich zu fragen, wo sie ihr Potential in der Gesellschaft am besten entfalten kann.
nouranour ist für Julia die Verbindung von gesellschaftlichem Engagement und Unternehmertum, indem nouranour Menschen hilft, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und zu gestalten. nouranour bedeutet auch, Geschichten zu erzäh len beim gemeinsamen Abendessen, die Momente nach der gemeinsamen Arbeit, woraus sich neue Ideen entwickeln; nouranour ist zwischenmenschliche Nähe, Raum für Träume, Bedürfnisse und Wünsche; nouranour verbindet und ist so vieles gleichzeitig – genau wie Julia.
Danke für dein Engagement und deine Tatkraft!
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