Afghanistan blickt auf eine lange Geschichte und viele historische Prozesse sind, ohne eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen inneren und äußeren Einflüssen, nur schwer zu verstehen.
Afghanistan ist vielfältig, reich an Kultur, Bräuchen, Traditionen, Geschichte und beeindruckenden Menschen, die sich in schwierigen Zeiten für ihre Ideale, ihren Glauben, ihre Rechte und für den Frieden eingesetzt haben. Afghanistans Geschichte ist auch eine Geschichte, in der Land und Menschen immer wieder zum machtpolitischen Instrument anderer geworden sind – wie auch jetzt. Wir wollen uns deshalb mit Afghanistan und seiner jüngeren Geschichte auseinandersetzen.
Dieser Beitrag ist stark komprimiert und soll vor allem eine Ermutigung sein, sich mit dem Thema intensiver zu befassen. Es gilt: Hört den Menschen aus Afghanistan zu!
Ein Land im Aufbruch
In den 1960er Jahren ist Afghanistan ein Land im Aufbruch, in dem es viele Unterschiede gibt. Tradition und Moderne, Armut und Reichtum, Islamismus und Marxismus. Es ist die Zeit des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion.
Im Jahr 1978 putscht die afghanische Armee und die kommunistische Partei übernimmt die Macht. Damit sind viele Vertreter*innen des Islams nicht einverstanden. Schiitische Geistliche (sogenannte Mullahs) rufen zum Aufstand auf. Die Sowjetunion hat ein Interesse am weiteren Bestehen der kommunistischen Regierung und marschiert 1979 ein.
Besatzung der Sowjetunion
In Afghanistan stehen sich nun Menschen, die entweder sozialistische oder islamische Weltvorstellungen verteidigen, gegenüber. Dabei leidet vor allem die Zivilbevölkerung. Menschen werden für die Ausübung ihres Glaubens von den sowjetischen Besatzer*innen verfolgt und umgebracht. Viele müssen flüchten.
Akteure aus anderen muslimischen Ländern setzen sich für den Aufstand ein, unter ihnen Osama bin Laden. Auch der US-Geheimdienst unterstützt den Aufstand und damit die Entstehung und Bewaffnung des islamischen Fundamentalismus.
Bürgerkrieg: Mudjahedin & Taliban
Im Jahr 1989 sieht die sowjetische Armee sich vom Guerrillakrieg geschlagen und zieht aus Afghanistan ab – damit verschwindet das Interesse des Westens.
Die Anführer des Aufstands, sogenannte Mudjahedin, ziehen in Kabul ein, verfolgen aber kein einheitliches Ziel für Afghanistan. Interne bewaffnete Konflikte und Machtkämpfe führen zu einem Bürgerkrieg. Kabul wird in großen Teilen zerstört.
Die Taliban erscheinen 1994 auf der Bildfläche. Die Gruppierung ist vor allem in Pakistan entstanden, wo junge, afghanische Geflüchtete, viele von ihnen Kriegswaisen und vom Krieg traumatisiert, an religiösen Schulen unterrichtet wurden. Das arabische Wort talib bedeutet Schüler/Suchender. Zunächst versprachen die Taliban Ordnung und Frieden für Afghanistan, an den viele glauben. Doch sie brachten eine radikale Form des Islam unter der vor allem Frauen keine Freiheiten hatten und willkürlicher Gewalt ausgesetzt waren. Unter der Duldung der Taliban organisierte sich die internationale Terrorgruppe Al-Kaida in Trainingscamps innerhalb Afghanistans.
Der Krieg der USA in Afghanistan
Die USA nehmen den Terroranschlag am 11. September 2001 zum Anlass, erneut in Afghanistan einzumarschieren. Osama bin Laden soll aufgespürt und die Taliban gestürzt werden. Dabei töten US-Soldat*innen viele Zivilist*innen. Es beginnt ein Kampf gegen ein Volk, das sie nicht verstehen. Selbstmordattentate islamistischer Gruppen fordern weitere zivile Opfer.
Deutschland in Afghanistan
Auch in Deutschland wird Ende 2001 beschlossen, die Bundeswehr in Afghanistan einzusetzen. Bis 2021 blieb das deutsche Militär im Rahmen einer NATO-Mission. Milliarden von Dollar fließen in den Wiederaufbau und in staatliche Strukturen. Vieles davon versickert in korrupten Strukturen. Ehemalige Kriegsherren ziehen ins Parlament ein, scheinbar mit Erlaubnis der Vereinigten Staaten. Ende Juni 2021 ziehen die USA und andere Staaten ihr Militär zurück. Heute sind die Taliban zurück und Afghanistan blickt in eine ungewisse Zukunft.
Hoffnung?
Bis Mitte 2021 ist Afghanistan ein Land, das langsam, aber stetig den Frieden sucht. Dies scheint nun in weiter Ferne. Dennoch gibt es Hoffnung. Viele Menschen, vor allem Frauen, tun sich hervor. Afghan*innen verschiedener Generationen, die mutig und laut sind. Es sind Menschen, die sich stark gemacht haben für Frieden, Frauenrechte, Freiheit und Demokratie und die jetzt erneut im Stich gelassen werden. Es ist jetzt an der Zeit sich mit den Menschen in Afghanistan zu solidarisieren, ihnen zuzuhören, eine sichere Flucht zu ermöglichen und sie dabei zu unterstützen, Afghanistan selbst in eine bessere Zukunft zu führen.
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