Migrant*in, Asylbewerber*in oder People on the move?

Im Diskurs rund um das Themenfeld Flucht und Migration gibt es zahlreiche Begriffe, die sowohl in den Medien als auch in vielen Alltagssituationen uneindeutig oder sogar falsch verwendet werden. Häufig haben Begriffe wie Asylbewerber*in oder Flüchtling eine klar definierte rechtliche Basis. Andere Begriffe sind weniger formal oder bewusst gewählte Alternativen. Wir versuchen, etwas Ordnung ins Begriffs-Chaos zu bringen: 

Migrant*in

Migrant*in ist ein Überbegriff für alle Menschen, die ihren Wohnsitz vorübergehend oder permanent verlassen, um an einem anderen Ort zu leben. Migration kann innerhalb eines Landes oder einer Region, aber auch über Landesgrenzen hinweg stattfinden. Die Gründe für eine Migration sind vielfältig: Arbeit, Studium oder Familie, aber eben auch unsichere Lebensbedingungen, Umweltkatastrophen oder Armut.

Asylsuchende*r

Asylsuchende sind Personen, die ihre Heimat verlassen haben und beabsichtigen, im Zielland einen Asylantrag zu stellen. Sie haben diesen jedoch noch nicht formell eingereicht. Der Wunsch, einen Asylantrag zu stellen, kann in Deutschland nach Grenzübertritt vor jeder Behörde, etwa bei der Polizei oder dem Zoll geäußert werden.

Asylbewerber*in

Asylbewerber*innen sind bereits einen Schritt weiter als Asylsuchende. Sie haben formell einen Asylantrag bei der zuständigen Behörde gestellt, dieser wurde jedoch noch nicht entschieden. In Deutschland ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die Bearbeitung von Asylanträgen verantwortlich. 

Flüchtling

Im Diskurs wird der Flüchtlingsbegriff oft als Überbegriff für alle Menschen verwendet, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Jedoch ist „Flüchtling“ ein im internationalen Recht klar festgelegter Begriff. Flüchtlinge werden durch die Genfer Flüchtlingskonvention definiert als Personen, die aufgrund „von Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung“ aus ihrer Heimat geflohen sind. Wird in Deutschland bei der Prüfung des Asylantrags einer dieser Gründe für die Flucht festgestellt, gewährt das BAMF den Flüchtlingsstatus. Erst ab diesem Zeitpunkt ist jemand rechtlich gesehen ein anerkannter Flüchtling.

Internally Displaced Person (IDP)

IDPs (auch interne Vertriebene oder Binnenvertriebene) sind Menschen, die aufgrund von Krieg, Verfolgung oder anderen Ursachen innerhalb ihres Herkunftslandes geflohen sind. Sie haben also die Landes- oder regionalen Grenzen auf ihrer Flucht nicht überquert. Weltweit waren Ende 2020 mehr als 55 Millionen Menschen intern vertrieben. 

Geflüchtete, People on the move und Menschen mit Fluchterfahrung

Viele der zuvor genannten Begriffe sind aufgrund ihrer juristischen Grundlage recht eng definiert, sodass zahlreiche Menschen, die sich auf der Flucht befinden, aber noch keinen Asylantrag gestellt oder einen Flüchtlingsstatus erhalten haben, nicht eingeschlossen werden. Einige der Begriffe werden auch als abwertend kritisiert. Um rechtliche Kategorisierungen und Umgangssprache klarer zu trennen und sich von diskriminierender Sprache zu distanzieren, werden alternativ auch Begriffe wie „Geflüchtete“, „People on the move“ oder „Menschen mit Fluchterfahrung“ verwendet. 

Viele Begriffe – aber immer Menschen!

Insbesondere im politischen Diskurs ist es unserer Meinung nach, Begriffe möglichst korrekt zu verwenden, um Unklarheiten und Missverständnissen vorzubeugen, die rechtliche Situation zu erfassen und um klare Forderungen stellen zu können.

Dennoch sollte uns immer bewusst sein, dass hinter jedem dieser Begriffe individuelle Menschen stehen. Bei der Verwendung muss uns auch bewusst sein, dass die Vielfalt an Persönlichkeiten, Schicksalen, Träumen und Wünschen dieser Menschen durch die Begriffe keinesfalls abgebildet werden kann.

Quellen: 

  • Amnesty International Schweiz (o.J.): Asyl und Migration. Grundlagen und Begriffe.
  • Bundeszentrale für politische Bildung (o.J.): Glossar Migration – Integration – Flucht & Asyl
  • Internal Displacement Monitoring Centre (2021): Displacement Data.
  • Mediendienst Integration (2018): Die wichtigsten Begriffe für den Journalisten-Alltag.

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